Fidus

Karma

chalk on cardboard, c. 1900

 

Fidus (Lübeck 1868-1948 Woltersdorf bei Berlin), also known as Hugo

 Höppener


"KARMA"

circa 1900

colored chalk heightened with white on black cardboard

27,1 x 17,5 cm



Discussion:


"Eine weibliche Figur erhebt ihre Arme gen Himmel, um die Ausgießung von Lichtstrahlen und Funken zu empfangen, die sich vom Himmel herabschlängeln. In großen Druckbuchstaben bekrönt das Wort "KARMA" die Szenerie. Der noch heute gebräuchliche Begriff spielt eine zentrale Rolle in den indischen Religionen und um 1900 vor allem in der Theosophischen Gesellschaft, die sich unter Madame Blavatsky in New York City gründete. Karma beinhaltet den Glauben an ein spirituelles Konzept, nach welchem jede Handlung eine unweigerliche Folge hat und in Verbindung mit der Reinkarnation das Schicksal eines jeden Individuums, auch dessen zukünftiges Leben, besiegelt. Fidus adaptierte theosophische Strömungen und verschmolz sie zu einer eigenen Bildsprache. So ist es bei unserer Farbkreidezeichnung eine für Fidus so charakteristische mädchenhafte, nackte Figur, die sich glückselig und ekstatisch den spirituellen Strömungen und somit ihrer Bestimmung öffnet."  B



Der Künstler auf spiritueller Entdeckungsreise. Allein der Titel der 
Zeichnung lässt keinen Zweifel an Fidus‘ festem Entschluss, hier 
seine gewohnten künstlerischen Wege zu verlassen. Sein Atelier ist 
zur Versuchsstation geworden, sein Ansatz vielmehr „astralpsychologisch“ als künstlerisch. Und doch sind es seine ausgeprägten, 
8563
souverän einsetzbaren bildnerischen Mittel und Fähigkeiten, die 
es Fidus ermöglichen, das geistig Geschaute oder seelisch Erlebte 
zu Papier zu bringen. Formen und Farben aus einer übersinnlichen 
Welt schweben in einer bezaubernden Beweglichkeit umeinander, 
Gebilde von kosmischer Metaphorik scheinen sich zu vereinen und
voneinander zu trennen. Die Beschäftigung mit einer vierten 
Dimension bringt den Künstler zu einer räumlichen Ambivalenz, 
die Transparenz und die Beweglichkeit der geistigen Sphären 
durchdringen seine Komposition. Fidus‘ spirituelle Entwicklung, 
getragen von theosophischer Vorbildung und gewachsen im 
Kontakt mit verschiedenen spirituellen Strömungen seiner Zeit, 
führt ihn hier zu einem rein abstrakten, höchst modernen Werk.
Der Künstler auf spiritueller Entdeckungsreise. Allein der Titel der 
Zeichnung lässt keinen Zweifel an Fidus‘ festem Entschluss, hier 
seine gewohnten künstlerischen Wege zu verlassen. Sein Atelier ist 
zur Versuchsstation geworden, sein Ansatz vielmehr „astralpsychologisch“ als künstlerisch. Und doch sind es seine ausgeprägten, 
8563
souverän einsetzbaren bildnerischen Mittel und Fähigkeiten, die 
es Fidus ermöglichen, das geistig Geschaute oder seelisch Erlebte 
zu Papier zu bringen. Formen und Farben aus einer übersinnlichen 
Welt schweben in einer bezaubernden Beweglichkeit umeinander, 
Gebilde von kosmischer Metaphorik scheinen sich zu vereinen und
voneinander zu trennen. Die Beschäftigung mit einer vierten 
Dimension bringt den Künstler zu einer räumlichen Ambivalenz, 
die Transparenz und die Beweglichkeit der geistigen Sphären 
durchdringen seine Komposition. Fidus‘ spirituelle Entwicklung, 
getragen von theosophischer Vorbildung und gewachsen im 
Kontakt mit verschiedenen spirituellen Strömungen seiner Zeit, 
führt ihn hier zu einem rein abstrakten, höchst modernen Werk." B

["A female figure raises her arms heavenward to receive the outpouring of rays of light and sparks snaking down from the sky. In large block letters, the word "KARMA" crowns the scenery. The term ... plays a central role in the Indian religions and, around 1900, especially in the Theosophical Society, which was founded under Madame Blavatsky in New York City. Karma involves the belief in a spiritual concept according to which every action has an inevitable consequence and, in connection with reincarnation, seals the fate of every individual, including their future life. Fidus adapted theosophical currents and merged them into his own visual language. In our color chalk drawing, for example, it is a girlish, naked figure, so characteristic of Fidus, who happily and ecstatically opens up to the spiritual currents and thus to her destiny."]  B.  (loose translation from original German above)

 

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